Eintrag von Greta zum Stammtisch
Ein Stammtisch für chronisch kranke und behinderte mehrgewichtige Menschen
Wieso eigentlich ein Stammtisch für dicke Menschen? Wie betrifft Ableismus dicke Menschen besonders? Wieso sind abgeschlossene Treffen für Menschen mit bestimmten Eigenschaften wichtig? All das sind Fragen, die vielleicht gedanklich auftauchen, sobald man sieht, dass wir einen Stammtisch anbieten, der sich an eine spezielle Gruppe richtet.
Der Stammtisch für dicke Menschen liegt mir als Person, die selber dick und chronisch krank ist, sehr am Herzen. Dicke Menschen erleben durch eine sehr sichtbare Abweichung von der gesellschaftlichen Norm häufig Fettfeindlichkeit, sprich Ausgrenzung und Gewalt aufgrund eines hohen Körpergewichts. Diese Form der Gewichtsdiskriminierung wirkt sich auf viele Bereiche des Alltags aus. Dicke Menschen werden bei der Jobauswahl diskriminiert, haben größere Schwierigkeiten, sich in sozialen Bereichen zurechtzufinden und erleben durch Übergriffe bezüglich ihres Gewichts Gewalt im Alltag. Eine ganz gravierende Auswirkung von Fettfeindlichkeit findet sich jedoch in medizinischen Kontexten. Dicke Menschen erfahren hier häufig nicht dieselben Behandlungsstandards wie ihre dünnen Mitmenschen. So bleiben Krankheiten unerkannt und unterdiagnostiziert. Wer dick ist und eine Behinderung oder Krankheit hat, muss darum kämpfen, diese in der medizinischen Welt anerkannt zu bekommen und nicht nur den Ratschlag zu erhalten, Gewicht zu verlieren, weil sich alle gesundheitlichen Probleme lösen würden. Das bezieht sich sowohl auf psychische als auch auf physische Erkrankungen. In einem abgeschlossenen Stammtisch für dicke kranke und behinderte Menschen können Erfahrungen somit ohne den Blick von dünnen Leuten geteilt und besprochen werden. Ein Stammtisch kann ein Ort sein, an welchem sich dicke Menschen nicht verstecken oder an gesellschaftliche Erwartungen anpassen müssen. Hier kann auch auf Augenhöhe ein Dialog über Resilienz und Selbstbehauptung entstehen, ohne, dass Äußerungen von Menschen, die keine Fettfeindlichkeit im Alltag erfahren mit einfließen müssen. Das kann die eigene Selbstwirksamkeit stärken und helfen, eine Gemeinschaft von Menschen zu finden, die viele Erfahrungen mit einem selbst teilen. Da Fettfeindlichkeit so eng mit Ableismus verwoben ist, ist es wichtig, dass es einen Raum für Menschen gibt, die von beidem betroffen sind.